Ausserdienststellung der Fregatte Lübeck
Die "Außerdienststellung" eines Schiffes der Deutschen Marine ist immer ein emotionaler Akt. Das Schiff ist deutsches Hoheitsgebiet und bietet 200 Besatzungsmitgliedern ihr "zu Hause". Daher wird so eine Außerdienststellung feierlich mit allen Ehren begangen. In der deutschen Marine werden Tradition und Respekt groß geschrieben. So wird die Nationale am Heck eines Schiffes beim "an Bord gehen" und beim "von Bord gehen" immer auf der Mitte der Stelling militärisch gegrüßt, einem Offizier wird eine Seite auf der Bootsmannspfeife gepfiffen und die Mannschaft wird morgens mit einem Weckspruch über die Bordlautsprecher geweckt. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass eine Außerdienststellung auch ein festlicher Akt ist.
Als erstes marschiert eine Ehrenformation mit Musikzug auf. Dann wird die Nationale ein letztes Mal eingeholt und feierlich übergeben. Wenn die Nationale eingeholt ist, ist das Kriegsschiff entmilitarisiert. Als letzter verlässt der Kommandant das Schiff.
Die "Lübeck" war das letzte Schiff der Klasse 122. Diese Klasse wurde damals zur U-Boot-Jagd in Nordsee und Nordatlantik konzipiert und erstmals mit Hubschraubern ausgestattet. Die Hubschrauber sind mittlerweile Standard auf den nachfolgenden Klassen und auch die vielen Erfahrungen aus der Klasse 122 flossen in den folgenden Klassen ein. So verfügt die Klasse 122 erstmals über eine Flossenstabilisierungsanlage, die beidseitig am Rumpf angebracht das Rollen bei hoher See vermindert. Das Schiff wird stabiler und ist leichter zu manövrieren. Dies ist nur ein Beispiel von vielen, wo diese Klasse zur Weiterentwicklung neuer Klassen beigetragen hat. Die Klasse 122 war für ca. 90 Seetage im Jahr ausgelegt und verbrachte im Durchschnitt mehr als 100 Tage auf See pro Jahr. So war auch die Zeit für die Lübeck abgelaufen und eine weitere Reparatur und Instandsetzung nicht mehr sinnvoll.
In den kommenden Monaten werden noch die Waffen und die Elektronik von Bord gebracht. So bleibt zum Schluss nur noch ein Rumpf aus Stahl für die Verwertung übrig. Im März dieses Jahres soll das abgeschlossen sein.
Die Kameraden OTL d. R. Dieter Nitzke und SFw d. R. Fred Hellmann fuhren am 15. Dezember 2022 noch einmal nach Wilhelmshaven um dieser Zeremonie beizuwohnen.